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  10.03.2012

Wenn das Chambinzky zum Tollhaus wird

Bei der Premiere von Ray Cooneys turbulenter Komödie „Taxi Taxi“ in dem Privattheater blieb kein Auge trocken

Er sieht wirklich nicht aus wie ein Sex-Monster. Eher wie ein ganz gewöhnlicher Mann – ohne Besonderheiten. John Smith ist ein mittelgroßer, seriöser Taxifahrer mit einem Alltagsgesicht. Sein Leben läuft geregelt und ruhig ab. Doch eines Tages stürzt sich John heldenhaft und hilfsbereit in eine Rauferei. Dummerweise gerät er an eine alte Lady, die ihn für einen der Rabauken hält und seinen Kopf erbarmungslos mit ihrer Handtasche traktiert. Der Ärmste landet im Krankenhaus, und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Ray Cooneys turbulente Komödie „Taxi Taxi“ spielt sich unter der Regie von Manfred Plagens auf der Bühne des Theater Chambinzky in Würzburg ab. Und zwar so, dass die Wände wackeln, die Bühne zum Tollhaus wird und bei der Premiere viele Dialoge in den ständigen Lachsalven des Publikums untergehen.

Denn John Smith (Bernd Stollberger als sympathischer Alltagsmann, der nichts Unrechtes tun, aber wenn nötig eine Zeitung aufessen kann) erscheint ganz schnell in einem anderen Licht. Er entpuppt sich als Bigamist, ist mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet und teilt mit jeder von ihnen ein Appartement. Das funktioniert dank eines ausgeklügelten Terminplans pannenfrei – bis zu jenem Unfall eben. Ab da steigert sich die Handlung von Minute zu Minute in absurdere Verknotungen, die zu lösen schier unmöglich scheint.

John versucht sich unter der zunächst freiwilligen, dann immer verkorksteren Mithilfe von Freund Stanley (Christoph Willmes ist umwerfend komisch in seinen ausgeprägten Körper- und Gesichtsverrenkungen) in ein Lügenkonstrukt zu retten, das nicht funktionieren kann. Dabei geraten er und Stanley von einer Turbulenz in die nächste.

Autor und Regisseur spielen natürlich mit bewährten Rezepten. Schlag auf Schlag knallen Türen auf und zu, drehen sich Schlüssel in Schlössern, klingelt es an Haustür und vom Telefon – und immer steht der Falsche vor der Tür oder nimmt die Falsche den Hörer ab. Die fulminanten Dialoge und die punktgenaue Abfolge der Situationen, die Autor Cooney sich ausgedacht hat und ein höchst engagiertes Team geradezu enthusiastisch umsetzt, schießen so ins Kraut, das kein Auge trocken bleibt.

Zur Komik tragen die Ermittlungen zweier charakterlich sehr unterschiedlicher Polizisten und der sich wie ein Running Gag wiederholende Auftritt eines schwulen Nachbarn bei, der plötzlich Frauenheld John und Freund Stanley in eine ganz andere Ecke zu stellen scheint.

In dem geschickt gestalteten Bühnenbild agieren Ehefrau Nummer eins (Mary, klein, attraktiv, blond und wunderbar witzig in ihren diversen Nervenzusammenbrüchen: Jasmin Pfeifer) und Ehefrau Nummer zwei (Barbara, groß, sexy und ein bisschen unnahbar: Michelle Neise) in ihren Appartements. Die sind, dank eines geschickten Bühnenbilds, gleichzeitig sichtbar.

Nächste Vorstellungen: bis 8. April immer Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag um 20 Uhr, Sonntag um 19 Uhr. Reservierungen: Tel. (09 31) 5 1 2 12

Ursula Düring

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