Wer sich einmal harmlos und unbefangen
amüsieren, wer lachen will, bis die Tränen
kommen, dem sei ein Besuch des „Saloon“ empfohlen.
Dort gibt es nicht nur Teufelswasser und
abgestandenes Bier, sondern auch Knochen, Gewehre
und Tierfelle, ein Klavier in der Ecke und einige an
die Wände gelehnte Särge. Die knarzende Schwingtür –
als running gag – und die Stiege hinauf ins Separee
der Animierdame sorgen für das richtige
Wild-West-Feeling.
Spielfreudiges Trüppchen
Die Uraufführung von „Saloon“, einer Westernkomödie
von Balthasar Alletsee im leider nicht ganz
ausgebuchten Theater Chambinzky sorgt für einen
Lacher nach dem anderen. Das liegt zum einen an dem
spielfreudigen Trüppchen auf der mit viel Liebe zum
Detail ausgestatteten Bühne (Niklas Mark/Patrick
Franky).
Zum anderen trägt das von Regisseur Rainer Appel
temporeich und mit viel Humor in Szene gesetzte
Geschehen bei, das kein Klischee auslässt und
überspitzt ausspielt. Im Saloon treffen sich der
lausige Doc Martens, den trinken erst durstig macht
(locker-lustig: Wolfgang Stenglin), Saloonbesitzer
T. C. Hump, der Sporen trägt, blitzende Äugen
bekommt beim Anblick von ein paar Goldstücken und
seinen Ort Millroy „great again“ machen will
(aufgeräumt und bauernschlau: Kurt Egreder), und Six
Feet Owen, der tiefschürfende Totengräber, der mit
Single- und Doppelsarg wirbt (von Kopf bis Fuß
urkomisch: Harald Rauenbusch).
Sie alle fürchten einen Angriff des Kiowahäuptlings
Little Big Bär (respekteinflössend und
karnevalstauglich: Andreas Münzel), der seine
aufmüpfige Tochter Keezheekoni (ernsthaft und voller
Lebenshunger: Angelina Gerhardt) sucht.
Die junge Squaw ist hingerissen von Ruben (nett als
Jüngling, der noch nicht trocken hinter den Ohren
ist und sich zum Mann mausert: Felix Lober). Er ist
der Sohn der Bürgermeisterin Straight Annie
(temperamentvoll: Dagmar Schmauß), der ihr Bücher
schenkt und mit ihr über Gott die Welt und Marx und
Engels diskutiert. Letztendlich sind es Keezheekoni
und die Animierdame Irma Vaduz (entzückend in ihrem
roten Mieder und ihrer Lebensphilosophie: Charlotte
Pensel), die für einen Stimmungswechsel sorgen und
die weißen wie den roten Mann auf ihre Plätze
verweisen mit dem Appell, einmal einen Blick über
den Tellerrand zu wagen. Denn „This land is your
land, this land is my land“. Gut gelaunter und
heftiger Applaus.