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  15.4.2017

Von Grantlern und Schwiegertöchtern

Die Komödie „Die Studentin und Monsieur Henri“ im Theater Chambinzky

WÜRZBURG Alten Männern den bärbeißigen Sturheits-Zahn zu ziehen gehört zu den großen Themen auf den Bühnen der Welt. Man denke nur an Ebenezer Scrooge oder Lord Fauntleroy. Da lässt sich noch einer draufsetzen dachte sich wohl Ivan Calbérac und schuf für seine Komödie „Die Studentin und Monsieur Henri“ einen wahrhaft in der Wolle gefärbten Grantler, jetzt zu bestaunen im Würzburger Theater Chambinzky.
Der grummelnde Witwer Henri (Wolfgang Stenglin) hat es sich in seinem menschenfeindlichen Leben gut eingerichtet. Blöd nur, dass Sohn Paul (Sebastian Schubert-Legner) dem angegriffenen Gesundheitszustand des Vaters nicht mehr so recht traut. Kurzerhand versucht er, Henri eine Untermieterin für ein leer stehendes Zimmer seiner Wohnung unterzujubeln. Als sich die junge, lebhafte Constance (Angelina Gerhardt) daraufhin bei ihm einmietet, lässt der alte Grantler nichts unversucht, die quirlige Studentin wieder loszuwerden, bis ihm die Idee kommt, Constance flirttechnisch auf Paul anzusetzen, um sich die ihm unerträgliche Schwiegertochter Valérie (Jasmin Pfeifer) vom Hals zu schaffen. Daraus entsteht schnell, ein für alle Beteiligten durchaus verwirrendes Gefühlswirrwarr...
Regisseur Manfred Plagens sorgt mit seiner Umsetzung von „Die Studentin und Monsieur Henri“ für behagliche, sympathische Komödienstimmung. Türen öffnen sich im richtigen Moment, eingängige Musik untermalt das muntere Bühnengeschehen, die klugen, schlagfertigen Dialoge sitzen.
Dass dabei manchmal Esprit und Leichtigkeit ein wenig ins Hintertreffen geraten, mag an Calbéracs holzschnittartiger Vorgehensweise in Sachen Figurengestaltung und Story-Entwicklung liegen. Den Darstellern gelingt es dennoch bestens, den plakativ gestrickten Figuren eine eigene, glaubwürdige Note zu verleihen. Wolfgang Stenglin grummelt sich als grantelnder Bärbeiß Henri herzig durchs Geschehen, Sebastian Schubert-Legner bietet als überforderter Sohn Paul dem verwirrenden Ränkespiel wacker Paroli. Jasmin Pfeifer überzeugt als kreuzkomisches, nur scheinbar hohles Blondchen Valérie restlos. Und Angelina Gerhardt verleiht der jungen Constance Aufrichtigkeit, Sympathie und, allen Komödien-Widrigkeiten zum Trotz, viel Lebensfreude.

EVA WERNER

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