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  23.11.2013

Chambinzky: Skurriles unterm Weihnachtsbaum

Alan Ayckbourns Komödie „Frohe Feste“ bereitet dem Premierenpublikum im Chambinzky viel Spaß

 Es kann nicht gut ausgehen, wenn sich drei Ehepaare, die einander nicht grün sind, am Heiligen Abend treffen und auf fröhliche Weihnachten machen. Und so bricht die Festtagskatastrophe im voll besetzten Würzburger Theater Chambinzky über das Premierenpublikum herein und bereitet einen Heidenspaß.

Alan Ayckbourns Weihnachtskomödie „Frohe Feste“ verrät schon im englischen Originaltitel „Absurd Person Singular“, dass mit Albernheit und sonderbaren Personen zu rechnen ist. Hermann Drexlers Regie gibt dieser Idee breiten Raum und formt sechs Typen, deren individuelle Spleens für unentwegte Heiterkeit sorgen. Dabei fehlt es dem närrischen Stück nicht an ernsten, fast tragischen Momenten, die sich nach bester britischer Lustspiel-Tradition in bitterem Humor und somit in Lachen auflösen.

Drei Paare treffen an drei Weihnachtsabenden – voriges, dieses und nächstes Jahr – aufeinander, um sich und den anderen ein denkwürdiges Fest zu bereiten. Angesagt ist Kitchen-Christmast: Man säuft, kichert und streitet in der Küche der jeweiligen Gastgeber. Die Hopcrofts sind zuerst dran. Jane (Christina von Golitschek) fegt als aufgekratzter Putzteufel durch den Raum und nervt mit ihrem Sauberkeitsfimmel. Sidney (Joachim Vogt) beschwichtigt mit aufgesetzter Ruhe und schalen Witzchen, die sein Weib vor den Vorhang treiben. Mit einer stimmgewaltigen Version von Gloria Gaynors Hit „I will survive“ macht sie im Zuschauerraum Furore.

In diesem Jahr läuft es bei den Jacksons weihnachtlich unrund. Hubertus Grehn gefällt als selbstsüchtiger Weiberheld, der bei seiner Frau um Verständnis für seine Eskapaden buhlt und das arme Hascherl mit seinem Gar-nicht-so-schlimm-Monolog einlullt. Eva (Anne Hansen) bleibt während dieses Festaktes stumm. Sie signalisiert ihren desaströsen Zustand mit lethargischer Leidensmiene und selbstzerstörerischen Attacken bravourös. Im sich steigernden Chaos setzen sich die überspannten Gäste mit irren Einfällen und konfusem Aktionismus tatsächlich unter Strom

Eine frostige Feieratmosphäre herrscht im nächsten Jahr bei den Brewster-Wrights. Wolfgang Stenglin schwindelt sich als etwas tollpatschiger Frauenrätsler die eigene Wunschwelt zurecht, während seine Marion (Talia von Bezold), mal hüftschwingend, mal jämmerlich gerne am Gin und auch an anderen Männern hängt. Höchst beeindruckend verändern die sechs Akteure im turbulenten Verlauf dieser weihnachtlichen Farce ihre Charaktere. Als Einstimmung auf das „drohende“ Freudenfest bestens geeignet!

Regina Vossenkaul

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