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  31.10.2006

Blutvolles Theater zwischen weißen Stoffbahnen

Würzburg Auch wenn man ihn nicht gegen den Strich bürstet, kann Shakespeare jung, kurzweilig und zeitlos sein. Das zeigte das Ensemble der "Werkstattbühne" einem höchst amüsierten Publikum bei der Premiere der Komödie "Was ihr wollt".

Die Geschichte ist bekannt: Die Zwillinge Sebastian und Viola werden nach einem Schiffbruch getrennt voneinander an die illyrische Küste gespült. Dort verspinnt sich Herzog Orsino gerade in Schwärmerei für die schöne Gräfin Olivia. Die wiederum verguckt sich in den vermeintlichen Diener des Herzogs, der jedoch die als Mann verkleidete Viola ist. Auch sie ist verliebt - chancenlos, wie es scheint, in ihren Herrn. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf, die Liebenden leiden und die Narren in der Geschichte haben ein lautstarkes Wörtchen mitzureden. In dieser Produktion sind es Wolfgang Stenglin (Sir Toby), Stephan Ladnar (Sir Andrew) und Christoph Weidmann (Hausnarr), die für Komik ohne Klamauk sorgen.

Die kleine Bühne des Kellertheaters braucht nur ein paar weiße Stoffbahnen, die ihr - immer wieder in neue Konstellationen gebracht - unterschiedliche Raumaufteilungen und Perspektiven ermöglichen. In dieser minimalistischen Ausstattung wird blutvolles Theater gespielt.

Harmonisches Ensemble

Regisseur Manfred Plagens hat die Szenen sehr sorgfältig aneinander gereiht. Ein harmonisch zusammengestelltes Ensemble lässt textsicher die Shakespearesche Sprache fließen, verstärkt die blühenden Sätze mit sparsamer Gestik, unterstreicht mit gekonnt eingesetzter Mimik. So grenzen sich die einzelnen Charaktere gegeneinander ab und können sich prächtig entfalten.

Katrin Kolb ist eine bezaubernde Viola mit sehr viel Einfühlungsvermögen, die am Ende ihren Orsino (Thorsten Rock als wunderbar schmachtender Melancholiker) bekommt. Auch Olivia (erst spröde, unnahbar und dann vor Sehnsucht sich verzehrend Dorothy Richter) und ihr Sebastian (Tobias Illing als verliebter junger Edelmann) spielen sich mit Fantasie und Freude bis zum Happy End.

Bleibt der gehörnte Haushofmeister Malvolio, dem Hubertus Grehn eine ebenso lächerliche wie würdevolle Gestalt gibt. Zum hoch motivierten Schauspielerteam gehören außerdem Dagmar Schmauß als intrigante Kammerfrau Maria und Bernd Stollberger in der Doppelrolle als Retter Violas und Kapitän. Die zweieinhalb Stunden Spielzeit vergehen wie im Flug. Das Premierenpublikum dankt mit kräftigem Applaus.

Ursula Düring

 

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